Wie wir Frieden in uns schaffen

Frieden ist mehr als Waffenstillstand

Weltfriedenstag in Weinheim. Ulrike und ich waren dabei, und Ulrike hat mit Basisübungen aus Zapchen Somatics auf die Meditation vorbereitet.

Rund 40 Meditierende kamen am 21. September, dem UN-Weltfriedenstag, im Schlosspark in Weinheim zusammen, um gemeinsam für den Frieden zu meditieren. Das war eine übersichtliche Zahl, verglichen mit den rund 800 Teilnehmern, die am Vortag für “Fridays for Future” auf die Straße gegangen sind.

Da stellt sich die Frage: Ist Frieden weniger dringlich als Klimaschutz?

Möglich, zumindest hierzulande scheint es so. Wir wähnen uns seit Ende des 2. Weltkriegs in Frieden, auch wenn bei Auslandseinsätzen immer wieder deutsche Soldaten ums Leben kommen. Offiziell führt Deutschland keinen Krieg. Die Welt schon: Syrien, Afghanistan, die Ukraine, der Jemen… Die Liste ist lang.

Leben wir also in Frieden?

Das kommt darauf an, was wir unter Frieden verstehen. Wenn wir Frieden als Abwesenheit von Kampfhandlungen im eigenen Land definieren, herrscht hierzulande tatsächlich Frieden. Aber physische Gewalt finden wir nahezu an allen Ecken. Wir brauchen uns bloß in den Straßenverkehr zu begeben. Da wird gehupt, geschimpft, bedroht und manchmal sogar zugeschlagen. Und Gewalt in Familien? An den Schulen? Ein ernstes Problem mit einer hohen Dunkelziffer.

Fakt ist: Gewalt hat viele Gesichter. Sie kann uns überall begegnen. Sie kann physisch sein genauso wie verbal. Denken wir nur an den Umgangston in den Social Media, Filmen, Youtube Beiträgen – Beleidigungen und verbale Gewalt sind längst zur Normalität geworden und offensichtlich nicht strafbar, wie es das Berliner Landgericht im Fall der Grünen Politikerin Renate Künast bestätigt hat.

Und unsere eigene Sprache? Wie friedlich kommunizieren wir selbst?

So lange uns alle Menschen freundlich begegnen: kein Problem. Aber wenn die Kinder mal wieder nicht hören wollen oder der Arbeitskollege nervt, wie lange bleiben wir dann ruhig? Fangen wir nicht auch irgendwann an zu drohen, werden wütend oder schreien?

Verfolgen wir den Weg der Gewalt dorthin zurück, wo sie entstanden ist, landen wir zwangsläufig in unserem Inneren, bei unseren Gedanken. Dort – in uns – ist es, wo Frieden oder Gewalt ihren Anfang nehmen. Dort sammelt sich die Wut über scheinbare Ungerechtigkeiten, dort stauen sich Aggressionen über Unterdrückung, Unzulänglichkeit, Misshandlung und Ablehnung und genau dort ist die Keimzelle der Gewalt, die sich später dann im Außen zeigt.

Wie schaffen wir Frieden?

Wollen wir Frieden in der Welt, müssen wir zuallererst Frieden in uns finden und kultivieren. Dann können wir ihn in die Welt senden. Und genau dies ist eine Herzensangelegenheit von uns, von Weite und Raum. Unser Weg dorthin ist Meditation und wertschätzende Kommunikation, kurz GFK. Damit können wir selbst wirksam werden und wirklich etwas verändern!

Allzu gerne sehen wir die anderen in der Verantwortung und in der Schuld. Die Politiker sollen handeln und für Frieden in der Welt sorgen. Die anderen sind es, die aggressiv und gewalttätig sind. Doch eines der ältesten geistigen Gesetze, das Spiegelgesetz, sagt uns, dass alle Situationen, die uns begegnen, etwas aus unserem Inneren widerspiegeln. Vereinfacht ausgedrückt: Solange uns Gewalt in irgendeiner Form begegnet, tragen wir sie in uns.

Deshalb sind wir in der Verantwortung Frieden in unserem Inneren zu erschaffen. Tun wir es nicht, können wir anderen kaum vorwerfen, dass sie es auch nicht tun, oder?

In unserem Inneren für Frieden zu sorgen ist wie den berühmten Stein ins Wasser zu werfen. Der Stein zieht Kreise. Wir können diesen Stein werfen. Es liegt durchaus in unserer Macht. Die Frage ist, ob wir diese Macht nutzen wollen oder ob wir uns weiter klein machen und uns lieber hinter unserer Ohnmacht verstecken?

Ghandi kam nicht als Held auf die Welt. Sein Gewissen hat ihn zum Handelnden und schließlich zu einem “Mahatma”, einer “großen Seele” gemacht. Wir müssen keine Helden sein. Es reicht, wenn wir uns mit unseren Möglichkeiten, so gering sie uns auch erscheinen mögen, für eine bessere Welt engagieren. Aber es reicht nicht, den Kopf in den Sand zu stecken.

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

Talmud

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